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Franz Theodor Csokor

Das Drama "Gesellschaft der Menschenrechte", eine szenische Biographie Büchners, wurde bis 1933 an allen großen deutschen Bühnen gespielt. Ein anderes wichtiges Werk aus jener Zeit: Zygmunt Krasinskis "Ungöttliche Komödie", welche von Csokor für die deutsche Bühne bearbeitet und 1929 erstmals in Deutschland, 1936 dann am Wiener Burgtheater aufgeführt wurde. Die Machtergreifung Hitlers in Deutschland war für Csokor ein tiefer Schock. Er schwor sich von Anfang an, für die Dauer dieses "Tausendjährigen Reiches" seinen Fuß nicht mehr auf deutsches Gebiet zu setzen. Beim PEN-Kongreß in Dubrovnik protestierte er leidenschaftlich gegen die Unmenschlichkeiten des Nazi-Regimes,weswegen die Verbreitung seiner Werke in Deutschland verboten wurde. Später wies er alle "Annäherungsversuche" des offiziellen deutschen Literaturbetriebes zurück. Wie er an Ferdinand Bruckner schrieb: "Man muß sich eben entscheiden: Gutes Geschäft - oder gutes Gewissen? Ich bin für das zweite...."(19.6.1933).Gleichzeitig war er sich der wachsenden nationalsozialistischen Gefahr für Ouml;sterreich ab diesem Zeitpunkt ständig bewußt und begann, sich mehr und mehr auf die Möglichkeit des Exils einzustellen. Er lebte ab 1933 auf seinen "gepackten Koffern" (Brief an Ödön von Horvath am 30.11. 1933).Gleichzeitig war dies für Csokor eine Zeit des ununterbrochenen literarischen Schaffens. Er schrieb an einem Roman, der später unter dem Titel "Der Schlüssel zum Abgrund" veröffentlicht wurde und sein einziger Roman bleiben sollte, unterbrach die Arbeit aber immer wieder, um Dramen zu verfassen. 1937 wurde Csokors wichtigstes Theaterstück, das Requiem auf die österreichisch-ungarische Monarchie "3. November 1918", am Wiener Burgtheater uraufgeführt. Es blieb bis heute sein meistgespieltes Theaterstück und war bereits bei der Premiere ein überwältigender Erfolg. Csokor war nun endgültig zum anerkannten Dramatiker geworden, was auch durch die Verleihung des Burgtheaterringes und des Grillparzerpreises zum Ausdruck kam. Während Csokor das letzte Bild seines nächsten Dramas "Gottes General", der Tragödie des Ignatius von Loyola schrieb, marschierten Hitlers Truppen in Wien ein. Was er jahrelang befürchtet hatte, war nun eingetreten. Österreich existierte nicht mehr. Er nahm Abschied von seinem besten Freund und Mitbewohner Ödön von Horvath, dessen warmherziger Förderer er zeitlebens bleiben sollte, und von seiner Familie - der Mutter und den Schwestern. Als aufrechter Humanist konnte er sich ein Leben unter der braunen Barbarei nicht vorstellen, mit deren Untaten er befürchtete,identifiziert zu werden, falls er länger bliebe. So wählte er den Weg ins freiwillige Exil. Über die Tschechoslowakei setzte er sich zunächst nach Polen ab, wohin er seit seiner Bearbeitung von Krasinskis "Ungöttlicher Komödie" Verbindungen hatte. Der Ausbruch des 2.Weltkrieges und der Einmarsch der Deutschen in Polen machten sein Exil zur Odyssee. Immer auf der Flucht vor dem Krieg und den Deutschen wandte er sich zunächst nach Bukarest (wo er Zeuge des Erdbebens wurde), dann nach Belgrad und schließlich auf die Insel Korcula. Nach der Landung der Aliierten ging er nach Italien und kehrte schließlich 1946 in britischer Uniform nach Wien zurück. Abgesehen von weiteren Dramen faßte Csokor seine Erlebnisse dieser Zeit in den beiden Prosawerken "Als Zivilist im polnischen Krieg" und "Als Zivilist im Balkankrieg" zusammen, welche später unter dem Titel "Auf fremden Straßen" erschienen.

Von Franz Theodor Csokor ist beim Deutschen Theaterverlag erhältlich :

Theaterstücke: