Nach seinem Selbstverrat muss sich Garrett, dessen Konterfei noch heute die Sheriffsterne in Lincoln County ziert, seines ehemaligen Freundes, des jungen Revolverheldens Billy the Kid entledigen, um sich der Rechtmäßigkeit seiner Existenz zu versichern. Wie nah liegen Milosevic und Geronimo beieinander, wie nah das Massaker von Sand Creek 1864 und Abu Ghraib, Pat Garrett und Otto Schily? Dem Recht, so zeigt das Stammheim Spezial, liegt immer ein Gewaltakt zu Grunde, eine Entscheidung, die nicht hergeleitet, sondern getroffen werden muss. Vom Recht des Stärkeren zu sprechen, reicht nicht aus. Recht ist ohne Gewalt nicht denkbar, und die instabile Basis des Rechts ist eine mystische ... Lindemann untersucht am Mythos RAF und mit Hilfe von Elementen des Genres „Western“ das Zusammenspiel von Recht und Gewalt: In einer fiktiven Zellensituation versammelt der Autor vier Frauen, bewacht von einem männlichen „Rechtsorgan“. Spielerisch werden Fragen um Aufbegehren, Widerstand und Regeln durchdekliniert. (Ankündigung des theater rampe stuttgart)

„Die Nähe des Autors und Regisseurs zu René Pollesch ist unüberseh- und unüberhörbar. Er wirkt, wie dieser, in einem Nebenraum der Volksbühne am Berliner Rosa-Luxemburg-Platz. Was wir vorausgesagt hatten: dass Pollesch seine Nachahmer finden würde, hat sich in Lindemann schon mal bewahrheitet. Falsch war, zum Glück, die Befürchtung, dass die Ergebnisse solcher Nachahmung rundweg schrecklich sein müssten … Wenn Sheriff Pat Garrett aus dem Fenster sieht, erblickt er eine blühende Zukunft. Billy the Kid wird am Schluss erschossen. ist ein schwieriges, aber ein gelungenes Stück.“ (kultur)