Preisträger des bundesweiten Wettbewerbs 2000 "Spielbar - neue Stücke für das Amateurtheater". "Das Stück ist das Projekt des Immanuel Kant Gymnasiums Lichtenberg und wurde im Sommer 1999 uraufgeführt. Es ist also ein aus der Gruppe heraus, für diese Gruppe entwickeltes, nicht von einem einzelnen Verfasser geschriebenes Stück. Ort der Handlung ist ein Hospital für psychisch Kranke, deren Kranheit darin besteht, dass sie der herrschenden, staatlich verordneten Glücksdoktrin nicht entsprechen. Ein Dr. D. sagt zum Ziel der Behandlung: "Wir wollen die Perfektion, den dauerhaften Zustand der Glückseligkeit, Schmerzlosigkeit, Gedankenlosigkeit, Unbeschwertheit, Fröhlichkeit" ... Im Heilheim "Heiterkeit", so der Name des Hospitals, werden also all die mit chemischen Mitteln, mit "Arbeitstherapie" und mit "Sporttherapie " auf Linie gebracht, die auf ihrer Individualität, also auch auf der Individualität ihres Leidens bestehen und so eine Harmomie und Einheitlichkeit postulierende, d.h. totalitäre Gesellschaft stören. Das Stück, irgendwo zwischen "Kuckucksnest" und "Schöne, neue Welt" angesiedelt, zeigt die Zurichtung und Gleichschaltung der "Patienten" mit Methoden, die wohl nicht zufällig an Gruppentherapien und bestimmte, mittlerweile massenhaft Verbreitung findende Erfolgstrainings erinnern. "Jetzt treten wir in den Kreis", sagt Dr. D., "packen alle Sorgen mental in unsere Arme und: Alle Sorgen fliegen hoch!" Und alle Patienten machen brav mit. Haben wir das nicht irgendwo schon einmal gesehen oder sogar miterlebt? Das Stück gibt zu denken, engagiert stellt es den Zynismus totalitärer Therapiemethoden aus und gibt dabei eine interessante Vorlage für dynamisches Gruppenspiel auf der Bühne, fordert aber auch den einzelnen Darsteller/in zu spielerischer Grenzüberschreitung heraus. Das Stück ist eine Spielvorlage, die auch für eine Weiterentwicklung offen ist:Die Revolution, die im Heilheim "Heiterkeit" überfälig wäre, findet nämlich noch nicht statt!" (Hans Zimmer, theaterpädagogisches Zentrum, Hannover)