Januar 2023 - Neues Jahr, neues Spiel!
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Theaterfreundinnen und Freunde,
der unspektakuläre Alltag steckt oft voller Komik. Die Schauspielerin und Sängerin Martina Göhring ist auch als Autorin Spezialistin für die schrägen Seiten scheinbar ganz normaler Zeitgenossen. Ihr neuestes Stück „Hahn im Korb“ gibt tiefe Einblicke in die seelischen Abgründe unbescholtener Geflügelzüchter. Kaum lockt die Kreismeisterschaft mit dem goldenen Pokal für den schönsten Hahn, werden die stolzen Besitzer der prachtvollen Kandidaten selbst zu verbissenen Kampfhähnen, denn eines der Tiere ist plötzlich verschwunden. Hat hier der Konkurrent etwa seine Finger im Spiel?
Heiteres Chaos charakterisiert auch die anderen beiden Komödien von Martina Göhring. In „Infantil“ weicht die wohlanständige Fassade 90 Minuten lang dem kindlichen Lustprinzip, in „Verdammt, die Alten brennen durch“ widersetzt sich eine Gruppe von Altenheimbewohnern dem faden Reglement der Heimleiterin, um ihrer Lust am Reisen und Singen zu frönen.
Mit „Last Christmas – Eine Leiche zum Fest hat Christina Rothammer gezeigt, wie viel Krimi in einem Familienstück stecken kann, wenn die Handlung psychologisch glaubhaft unterfüttert ist. Nun hat die Autorin ihr zweites Stück veröffentlicht:„Bankerltratsch“, eine Komödie auf bayerisch. Darin greift sie eine selten gestellte, aber wichtige Frage auf: Wo kann man sich eigentlich in der Öffentlichkeit noch treffen, ohne gleich etwas konsumieren zu müssen?
Hedwig, Irmi und Gisela haben einen solchen Ort gefunden: Am „Bankerl“ der stillgelegten Bushaltestelle teilen die drei Damen Neuigkeiten, Tratsch und selbstgebackene Kuchen miteinander. Doch das tägliche Ritual wird gestört durch die Stadtverschönerungspläne des Bürgermeisters, der die Bank als „Schandfleck“ betrachtet und eine junge Stadtplanerin vorschickt um die Verschönerung in Angriff zu nehmen. Als ob sich Hedwig, Irmi und Gisela so einfach vertreiben lassen! Aber es hat auch sein Gutes, dass eingefahrenen Verhältnisse endlich einmal durcheinandergewirbelt werden.
Auch Bernd Gombold hat wieder ein neues Stück verfasst: „Zum komischen Kauz“ heißt die Berghütte, die Schauplatz dieses Schwanks ist. Es geht um einen Bankraub, eine an ihrer Berufung zweifelnde Nonne, einen kriminellen Bergwanderer, um Vater und Tochter und eine nicht gerade helle Wirtshauskellnerin, die aber das Herz auf dem rechten Fleck hat und im richtigen Moment zupacken kann. Ein „typischer Gombold“ eben!
Vom Land zurück in die Stadt. Hier spielen alle Komödien von Thomas Rau. Seine neueste, „Das Bild“, zeigt uns zunächst das freudiges Wiedersehen zweier Schulfreundinnen. Spontan lädt Sandra Irene und ihren Mann auf einen Kaffee zu sich ein. Die Wiedersehensfreude trübt sich schnell, als Irenes Mann im Wohnzimmer ein kleines Landschaftsbild mit der Signatur „Adolf Hitler“ entdeckt. Irene kann es nicht fassen und vermutet sofort, dass ihre alte Freundin von Joseph, ihrem Ehemann, politisch indoktriniert wurde. Zumal sie Zöpfe trägt und ihren Kindern altdeutsche Namen gibt. Doch mit dem Eintreffen Josephs ändert sich das Bild von Grund auf, und das ist nur der Anfang eines Wechselbads der Gefühle für alle Beteiligten …
An die jüngeren Spieler:innen richten sich die folgenden beiden Stücke:
„Sei du zelpst.“ Dieses Stück von Annemarie Fesl trägt die Ironie schon im Titel. Wie sehr kann man denn man „zelpst“ sein? Die „Zelpen“ sind sich sicher: Mindestens zu 100 Prozent.
In diesem Schulstück für 13 – 16jährige geht es um Identität, Mobbing, den Wunsch nach Zugehörigkeit und die Mythen, die jede Gruppe, die sich von anderen strikt abgrenzt, notwendigerweise etabliert. Das Stück ist zeitgemäß, witzig und greift ein wichtiges Thema auf.
In dem Kinderstück „Kleiner Frosch sucht große Liebe“ von Julia Gassner geht es mit einem verliebten Frosch auf eine Reise durch das Grimm’sche Märchenuniversum. Denn die Prinzessin aus dem „Froschkönig“ ist weggelaufen, bevor der Frosch ihr die goldene Kugel wiedergeben konnte. Dabei war es für ihn doch Liebe auf den ersten Blick. Wird er seine Prinzessin je wiederfinden? Und wird es die große Liebe sein?
So viel sei verraten: Es gibt ein Happy End, aber nicht mit der Prinzessin aus dem „Froschkönig.“
Diese lustige, freche Märchenadaption sollte von Älteren für Jüngere gespielt werden. Besonders die Rolle des Froschs ist für einen jugendlichen Darsteller gedacht.
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Und schließlich noch ein Tipp für alle Theatergruppen im hohen Norden: Wir haben viele Stücke ins Plattdeutsche übersetzen lassen. Schauen Sie doch mal in die NEUERSCHEINUNGEN hinein!
Bitte antworten Sie nicht unter dieser Emailadresse, sondern nur unter theater@dtver.de. Herzlichen Dank!
Möge das neue Jahr so viel Gutes und Schönes wie möglich bringen. Wir tragen gern das Unsere dazu bei.
Ihr
Deutscher Theaterverlag
Gabriele Barth