April 2024 - Wir stellen vor: Die Autorin Selma Mahlknecht
Liebe Theaterinteressierte,
Die „Faust“-Sage ist schier unendlich ausdeutbar und kann, wie die Autorin Selma Mahlknecht zeigt, auch feministisch ausgesponnen werden: „Gittis Faust“ die Komödie der Südtiroler Theatermacherin, hatten wir Ihnen im März schon kurz vorgestellt: - teuflische Versuchungen mittels einer unerschöpflichen goldenen Kreditkarte. Eine solch heiter-bissige „Faust“-Adaption haben Sie bestimmt noch nie gelesen. Mehr oder weniger „Faust“ steckt in uns allen, und Mephisto – oder Femisto - packt uns unentwegt bei unseren Sehnsüchten. Oder, wie die Autorin selbst schreibt: „Gittis Faust“ ist witzig, turbulent und unterhält das Publikum mit einer kräftigen Portion weiblicher Power. Kann Spuren von Goethe enthalten.“
„Tartuffe – frei nach Molière“ ist Selma Mahlknechts zweite Klassikeradaption. Diesmal folgt sie dem Original recht genau, unterbricht die Handlung aber immer wieder mit Zwischendialogen, die uns unsere Verführbarkeit auf verblüffende Weise vor Augen führen. Jede Zeit hat ihre „Tartuffes“, ihre zeittypischen Heuchler und charmanten Lügner, die vorgeben, um unser Wohl besorgt zu sein, in Wahrheit aber unseren Ruin betreiben. Ein Theaterstück für Erwachsene und ältere Jugendliche, frei nach Molière, der uns immer wieder den Spiegel vorhält.
„Die Prinzessin in der Krise“ ist Märchen und Zeitstück zugleich, für ältere Jugendliche und Erwachsene: Der König hinterlässt seiner Tochter ein bankrottes Reich, doch Protzwitha, die Kronprinzessin, beharrt auf ihrem prunkvollen Lebensstil. Überfordert von ihrer neuen Rolle als Regentin, sucht sie Rat beim Hofstaat, als Ramschbart, der Gewerkschaftszwerg, sie zu ihrem Überdruss auch noch mit unerwarteten Forderungen konfrontiert. Ob Klemmhilde, die Finanzmieze, wirklich helfen kann? Oder Kredittchen, die gute Fee? Prinz Mutlos von Zauder könnte bei einer Heirat zwar Bares beisteuern, aber auf ihm lastet ein Fluch, und Ramschbart ist viel attraktiver… Als Kronprinzessin hat man es wirklich nicht leicht!
„Das Zimmer“ ist ein Stück für Jugendliche. Diese „häuslichen Szenen“, so der Untertitel, geben eine Vorstellung davon, was es bedeutet, ein eigenes Zimmer zu haben, in dem das Leben privat und ungeschützt sein darf – oder muss. Denn erst im eigenen Zimmer fallen die Masken, darf die Außenwelt auch mal draußen bleiben. Das Zimmer ist der „safe space“, der aber bisweilen auch mit Geschwistern geteilt werden muss und zum Gefängnis werden kann, wie etwa zur Zeit des „Lockdown“, oder dann, wenn die inneren Dämonen alles an sich reißen ...
„Ein Stück, das hinter die Fassaden blickt und die Frage stellt, was ein Zimmer erzählen könnte, wenn die Wände Augen und Ohren hätten.“ (Selma Mahlknecht)
„Du lebst nur keinmal“, ebenfalls für junge Spieler:innen, handelt von DEM Phänomen unserer Gegenwart, der Allgegenwärtigkeit von Smartphon, Tablet und PC. Eigentlich müsste es heißen „Du lebst nur zweimal“, denn die meisten führen längst ein Doppelleben, zum einen im Alltag mit seinen oft frustrierenden Einschränkungen, zum anderen in den unermesslichen Weiten des Internets. Selma Mahlknecht entwickelt aus dieser Verschränkung eine spannende Handlung, die auch Rückschläge und Erniedrigungen thematisiert, mit denen viele Jugendliche zu kämpfen haben, und die in tödlichen Hass umschlagen können: Eine Einladung wird ausgesprochen – von wem? Von dem, der von sich sagt: „Wenn wir uns auf der Straße begegnen, dann wechselt ihr die Straßenseite ... Ihr wollt mit mir nichts zu tun haben … Aber ihr geht mir ins Netz. … Ich muss nur warten ... Keiner von euch wird mir entkommen.“
-
Selma Mahlknecht, geboren in Meran, heute in der Schweiz lebend, ist Theater- und Drehbuchautorin, Regisseurin, Liedermacherin und Kabarettistin. Alle ihre Stücke sind praxiserprobt. Sie bietet Gedichtinterpretationen auf youtube an („Selmas Poesiealbum)“, hat ein Buch über die touristischen „Sehnsüchte und Ernüchterungen“ verfasst („Berg & Breakfast“) und u.a. mit Jugendlichen den Film „House of Monsters“ gedreht.
Mehr über die vielseitige Künstlerin unter www.dtver.de und natürlich unter www.selma-mahlknecht.info
-
Alle Stücke können Sie unter www.dtver.de direkt anlesen und wie immer mit komplettem Inhalt zur Ansicht bestellen.
Mit herzlichen Grüßen aus Weinheim
Ihr
Deutscher Theaterverlag
Gabriele Barth