Juli 2024 - Was gibt es Neues … im Juli?
Liebe Theaterinteressierte,
außer unseren neuen Übersetzungen ins Plattdeutsche möchten wir Ihnen heute zwei Stücke vorstellen, die die ganze Bandbreite des außerberuflichen Theaters widerspiegeln:
„Give me five“ von Ismene Schell, eine dokumentarische Komödie über die Lebenswirklichkeit junger Migranten in Deutschland, und „Schwarzwaldgold“ von Jürgen von Bülow, ein Freilichtstück mit historischen Bezügen.
„Give me five“ richtet sich an Jugendliche und Erwachsene. Gleich zweifach ist das Publikum hier zu Gast: Im „Theater“ und in einem Lokal, dem Schauplatz des Theaterstücks. Denn „Give me five“ ist ein Event: Als „Bühne“ sollte eine möglichst ungewöhnliche Location dienen, mit Essen, Getränken und Partystimmung. Die Protagonisten sind fünf junge Männer mit Fluchterfahrung, die in einem Imbiss arbeiten oder sich aus anderen Gründen dort aufhalten.
GIVE ME FIVE ist vor allem aber auch eine Komödie. Geredet, gelästert und diskutiert wird über Asylbewerberheime, Frauen, Fahrkartenkontrolleure und Manns-Bilder. Armin und Jasim haben die üblichen Asyl-Stationen in Deutschland durchlaufen und sind dabei, sich ein bürgerliches Leben aufzubauen. Petro ist bereits gut eingebürgert und sieht Themen wie Exklusion, Rassismus und Fremdenhass eher als linguistisches Problem. Rezan ist in Deutschland geboren, dennoch ist seine Situation am unsichersten; Er ist weder Aus- noch Inländer, sein Leben gleicht einer Geschichte aus Absurdistan. Abdul, der Jüngste, ist erst seit kurzem in Deutschland. In seiner Figur spiegelt sich deutlich die Realität des Krieges, der Heimat- und Identitätsverlust und die Problematik des Neuanfangs.
Bei aller Unterschiedlichkeit haben sie eines gemeinsam: Im Affentempo Hähnchen-Taboulételler, Falafelbällchen und Pitarollen zubereiten zu können. Während der Arbeitszeit verhandeln sie alles, was gerade jetzt den Diskurs dominiert: Religion und Politik, Ausländergesetze, Ausländer 1. und 2. Klasse, Kiffen, Saunabesuche, Frauen - bis die Fetzen fliegen.
Alle Dialoge basieren auf Interviews, die Ismene Schell 2022 in Stuttgart geführt hat.
Jürgen von Bülow ist in der Amateurtheaterszene als Autor, Regisseur und Fortbilder kein Unbekannter. Nach „Sherlock Holmes – Tod im Nebel“, ein Stück, das diesen Sommer erfolgreich von der Freilichtbühne Bökendorf gespielt wird und den satirischen Dating-Szenen „Connected“, hat er mit dem Freilichtstück „Schwarzwaldgold“ ein drittes Stück im Deutschen Theaterverlag veröffentlicht.
Wir schreiben das Jahr 1818. Die Bevölkerung leidet unter der „kleinen Eiszeit“. Im Königreich Württemberg sind die Sommer ungewöhnlich kalt und regnerisch, was zu Missernten und Hungersnöten führt. Auch Bauer Christian Härlin kann seine Familie kaum ernähren. Da macht ihm sein Bruder Johan ein verlockendes Angebot: Wenn er Christians Wald roden darf, würde er ihn gut bezahlen - schließlich sind die mächtigen Schwarzwaldbäume so wertvoll wie Gold. Doch Christian lehnt ab, denn mittlerweile haben Flößer wie Johan fast den gesamten Schwarzwald gerodet und das wertvolle Holz nach Holland gebracht. Aber auch die örtliche Obrigkeit drangsaliert die Bauern, die aus purer Not kaum mehr in der Lage sind, die Gesetze zu befolgen ...
„Schwarzwaldgold“ ist ein Freilichtstück mit historischen Bezügen und aktuellen Anklängen, das vom Mut, von der List, dem Humor, aber auch den erbitterten Feindschaften unter armen Dorfbewohnern erzählt. Auch wenn die Handlung im Schwarzwald spielt – die Verhältnisse sind regional übertragbar und erinnern nicht zufällig an „Das kalte Herz“ von Wilhelm Hauff.
Und zum Schluss noch unser Hinweis auf die beiden plattdeutschen Stücke:
„Twee bannig plietsche Damen“ ist die plattdeutsche Fassung von Martina Göhrings Theaterstück „Zwei sehr talentierte Ladys“. Und „Afföhrmittdel to `n Naddisch“ ist die plattdeutsche Fassung von Heidi Magers „Glaubersalz zum Nachtisch“. Die Übersetzungen besorgte auch diesmal wieder Heino Buerhoop.
Weitere plattdeutsche Fassungen und Dialektübertragungen finden Sie auf unserer Website.
- Auch die neuen Stücke können Sie sofort auf www.dtver.de zur Hälfte des Inhalts anlesen, wenn Sie lediglich den Titel in das entsprechende Suchfeld eingeben. Weitere schöne Komödien und nicht zuletzt Hörspiele folgen im August.
Herzliche Grüße
Ihr
Deutscher Theaterverlag
Gabriele Barth