Oktober 2025 - Der Autor und Regisseur Martin Pfaff
Liebe Theaterinteressierte,
Martin Pfaff ist Ihnen namentlich bei der Stückesuche vielleicht schon begegnet. Nach zahlreichen Stationen an deutschen Stadttheatern darf er sich mit Recht einen „alten Hasen“ nennen. Geboren 1971, hat er nach seinem Studium als Regieassistent am Tanztheater in Frankfurt und in der Arbeit mit unterschiedlichsten Regisseuren des Sprechtheaters vielfältige Erfahrungen gesammelt. Inzwischen inszeniert er auch seine eigenen Theaterstücke - teils drastische, immer aber sehr pointierte, humorvolle Erwachsenen- und Kinderstücke.
Seiner „Boulevardtragödie“ „Eine Feier, nur so“ hat der Verehrer von Noel Coward ein Bonmot dieses Multitalents vorangestellt, das auch Oscar Wilde nicht besser hätte formulieren können:
„Das wachsende Misstrauen in der Welt beruht hauptsächlich darauf, dass die Menschen einander immer besser kennenlernen.“
"Eine Feier, nur so“ beginnt mit dem Eintreffen der Gäste. Paul, ein in der Vergangenheit erfolgreicher Verleger, hat einige seiner schwulen Freunde eingeladen. Er fühlt sich privat und beruflich verunsichert und sucht ihre Nähe, um sich darüber auszutauschen, was „da draußen“ eigentlich los ist. Eine totalitäre Partei ist an der Regierung, es gibt verstärkt Personenkontrollen und Ausgangssperren. Paul weiß: „Wir müssen schneller lernen. Es gibt Gegner. Die sind stark. Und sehr viele. Da müssen wir doch an einem Strang ziehen.“ Doch man kennt sich viel zu gut, um die Spielregeln zu ändern. Das erotische Interesse an einem Studenten, der als Escort arbeitet, ist im Zweifelsfall höher als an einem Freund, der - transgender und nicht-weiß - bei einer Personenkontrolle von der Straße weg verhaftet wird. Auch wenn allen klar ist, dass längst schon wieder Kräfte am Werk sind, die die queere Szene wie auch andere Teile der Gesellschaft marginalisieren und bedrohen. Und doch glaubt jeder, nur in seiner eigenen Nische Sicherheit zu finden. „Eine Feier, nur so“ – Boulevardstück und Drama zugleich.
„Achtung, Paradies“ dagegen ist eine übersprudelnde, queere Krimikomödie. Ernie und Bert sind eigentlich getrennt, dann aber gezwungen, im gleichen schäbigen Hotelzimmer zu übernachten, weil Bert so gutmütig war, seinen Freund zu einer „esoterischen Schnitzeljagd“ auf der Suche nach dem „Paradies“ zu begleiten. Statt im Paradies landen die beiden aber in der Hölle: In dem alten Kombi einer nicht binären Drogendealer*in (sie/er vertickt die Pillen zufällig unter der Bezeichnung „Paradies“) entdecken sie eine Leiche. Zur Überraschung der Wirtin ist es ihr Gatte. Statt die Polizei zu rufen, bittet sie die Gäste, ihr bei der Beseitigung zu helfen, denn sie fürchtet schlechte Bewertungen auf booking.com. …
Martin Pfaff scheibt außerdem ganz reizende Kinderstücke, zum Beispiel „Rotkäppchen und der Wolf“ für Kinder ab 5 Jahren und zwei schauspielerisch erfahrene Darsteller*innen, die das bekannte Märchen im fliegenden Wechsel spielen. Und doch ist es nicht ganz das bekannte Märchen: Einen Jäger gibt es nicht, dafür aber eine sprechende Waldblume, die zwar recht schnippisch sein kann, aber dem Rotkäppchen als gute Freundin zur Seite steht, wenn es manchmal Angst hat. Die Uraufführung am Stadttheater Naumburg (2024) war ein voller Erfolg bei Groß und Klein.
Auch „Odysseus‘ Abenteuer“ wurde in Naumburg diesen Sommer erfolgreich uraufgeführt. Die menschlichen Schwächen der Mannschaft des Odysseus, von 4 Spieler*innen im fliegenden Wechsel dargestellt, führen zu großem Unglück und Verzögerungen bei der Heimfahrt, bis schließlich nur noch wenige, unter ihnen bekanntlich Odysseus, die Heimat erreichen. Auch hier wird eine Puppe eingesetzt, und wer will, kann Musik einbauen und die Sirenen Schlager singen lassen. In Verbindung mit den lockeren und umgangssprachlichen Dialogen dieses Stücks ist für Heiterkeit und den einen oder anderen lauten Lacher im Publikum garantiert gesorgt.
„Martin Pfaff, der auch Regie führte, ist es gelungen, Homers ausufernde und hochkomplex erzählte Originalvorlage auf eine wohltuend geraffte, selbst ohne allzu großes Vorwissen unkompliziert zu fassende und eben auch vergnügliche und dem Sommertheater-Affen ordentlich Zucker gebende Version einzudampfen. (…)“, so die lokale Presse nach der Uraufführung.
- Wir würden uns freuen, Ihr Interesse am Autor und seinen Stücke geweckt zu haben und stellen Ihnen die Texte wie üblich zu 50% des Inhalts auf www.dtver.de direkt zur Verfügung. Komplette Leseexemplare senden wir Ihnen wie immer auf Wunsch als PDF oder über den Postweg (gegen Übernahme geringer Kosten pro Titel und Versandspesen).
- Auf www.dtver.de finden Sie unter „Neuerscheinungen“ außerdem viele weitere in diesem Jahr veröffentlichte Titel.
Mit herzlichen Grüßen aus Weinheim
Ihr
Deutscher Theaterverlag
Gabriele Barth