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Ingrid Storz

Als mein Vater erfuhr, dass ich Schauspielerin werden wollte, brach er in einen wahrhaft dramatischen Wutanfall aus, weil ich, seine Tochter „zum Zirkus gehen wollte!“ Später hat er sich dann allerdings keine meiner Vorstellungen entgehen lassen.

Während der mehr als 30 Jahre, die ich mit Begeisterung Theater gespielt (u. a. am Staatstheater Oldenburg, am Theater der Hansestadt Bremen, dem Theater der Stadt Essen, an der Schaubühne in Berlin und am Residenztheater München.) und auch Fernsehen gemacht habe, war ich der festen Überzeugung, bis zum Ende meines Lebens nie etwas anderes machen zu wollen.
Da kam aus heiterem Himmel die Gelegenheit zu etwas ganz Neuem: Ich zog mit Mann, zwei Kindern und 21 Gepäckstücken für sechs Jahre nach Boston, Massachusetts. Dort wurde am Salem State College Regie als Studienfach angeboten. Die vier Jahre in einem überaus lebendigen Theater Department wurden ein einziges Fest für mich. Als Abschlussprojekt inszenierte ich dort u. a. „Fräulein Julie“ und „Antigone“ mit den Schauspiel-Studenten. Im Englisch-Department schrieb ich neben Prosa, Gedichten und Dialogen 1995 als Abschlussarbeit mein Stück „Gnadentod“. Anschließend fand eine vielbeachtete Lesung mit senior students der Universität statt. 

Nach unserer Rückkehr nach Bayern arbeitete ich eineinhalb Jahre als Dozentin an der Athanor Akademie für Darstellende Kunst in Burghausen. "Gnadentod" habe ich ins Deutsche übersetzt und 1999 mit Schülern des Christoph-Probst-Gymnasiums in Gilching aufgeführt. Die Reaktionen auf das Stück waren sehr stark. Vielen wurde die Tatsache der Euthanasie zum ersten Mal ins Bewusstsein gerückt. 

Durch die Aufführung von „Gnadentod“ begann meine Arbeit mit den Schülern. Hier erlebe ich immer wieder kleine Wunder. Wenn es nämlich gelingt, normale Schüler in Schauspieler zu verwandeln, die mit ihrem Körper, ihrer Stimme, durch Ehrlichkeit und Direktheit, eine Figur mit menschlichen Zügen darzustellen vermögen, wenn sie, als Nebenprodukt dieser Arbeit, auch über sich selbst eine Menge erfahren, dann ist es für die Schüler und für mich gleichermaßen immer wieder eine wunderbare, spannende und sehr beglückende Erfahrung.
 

Inszenierungen:
Glasmenagerie - Tennessee Williams
Liebe, Hass und andere Verirrungen
Ein wahrer Held - J. M. Synge
Cabaret - J. Masteroff
Wie es euch gefällt - W. Shakespeare
Antigone - Jean Anouilh
Zauberflöte - Mozart/Schikaneder/Storz
Mittsommernachtstraum - W. Shakespeare

Von Ingrid Storz ist beim Deutschen Theaterverlag erhältlich :

Theaterstücke:

*Gnadentod

Eine Geschichte, die sich in den dreißiger Jahren wirklich ereignet hat und gleichzeitig ein Kapitel aus der dunkelsten Zeit deutscher Vergangenheit, in der das Leben vieler als "unwert" galt.