August 2021 - Für Liebhaber(innen) neuer Komödien: Gesehen und für gut befunden
Theater entsteht zwar im Kopf, doch ob ein Stück richtig gut funktioniert, zeigt sich natürlich erst auf der Bühne. Deshalb möchte ich Ihnen heute drei Komödien vorstellen, die noch relativ neu sind und erst selten, aber erfolgreich aufgeführt wurden.
Die Uraufführungen, bei denen ich selbst im Publikum saß, haben aufs Schönste gezeigt, wie viel Potenzial in diesen Stücken steckt: Gedankenreichtum, lebensnahe Rollen und ein warmherziger Humor, der sich sofort auf das Publikum überträgt, kurz: Sie bieten niveauvolle, Unterhaltung, Slapstickeinlagen, falls gewünscht, inklusive. Trauen Sie sich, das Publikum wird es Ihnen danken!
Hot cuisine oder Keine Wurst für niemand (4 Damen, 4 Herren) von Heiner Schnitzler, diesen Sommer kongenial im Freien uraufgeführt von der Besigheimer Studiobühne:
Eine kleine Fabrik, irgendwo in Deutschland. Der Betrieb wurde eingestellt und alle sind entlassen. Auf dem Werksgelände steht noch ein alter Imbisswagen. Es wäre doch eine gute Idee, ihn mit Würstchen und Kartoffelsalat als Treffpunkt für die ehemalige Belegschaft zu reaktivieren – das meint jedenfalls Johanna, mit über 50 zu alt für den Arbeitsmarkt und zu jung für die Rente. Sie ahnt nur noch nicht, welche Turbulenzen sie mit diesem Plan auslöst - bei ihrem Ex-Chef, ihrem Ex-Mann und schließlich bei sich selber. Der Platz vor der alten Fabrik wird binnen Kürze zum Schauplatz einer ganzen Welt – Träume kollidieren mit Bürokratie, Verbitterung mit Lebenslust, Wünsche mit Ängsten.
Heiner Schnitzler hat mit diesem Stück erneut bewiesen, dass sich aus ernsten Themen wunderbar leichte Komödien zaubern lassen - mit Tempo, Witz und voller Überraschungen – und einem ungewöhnlichen Bühnenbild, ob im Freien oder im Saal.
Leben, lieben, lieben lassen (4 Damen, 1 Herr) von Margit Wippel, uraufgeführt in Grasellenbach/Odenwald. Die Aufführung ist schon eine Weile her, aber dieses Stück hat wirklich Potential, nicht zuletzt darstellerisch für Schauspielerinnen aus drei Generationen. Großmutter, Mutter und Tochter leben gemeinsam in einem Haus. In diesem Frauenhaushalt haben Männer offenbar nichts mehr verloren. Der Grund dafür ist ein sorgsam gehütete Familiengeheimnis (wer ist der Vater der Tochter), welches verhindert, dass die drei Frauen sich weiterentwickeln und zu einem glücklicheren Leben finden können. Doch dann verliebt sich ausgerechnet die Großmutter!
Auch Margit Wippel ist es gelungen, ein eher ernstes Thema volkstümlich, lebensnah und humorvoll zu gestalten - mit Liebe zu ihren Figuren und einem Plot, der wunderbar funktioniert.
Emma (3 Herren) von Thomas Kraft. Diese Boulevardkomödie erzählt die Geschichte dreier Freunde, die unterschiedlicher nicht sein könnte: Frank steht vor den Trümmern seiner gescheiterten Beziehung und findet immer häufiger Zuflucht im Alkohol, Bernd hat sein exklusives Intellektuellen-Dasein gegen die wohlige Zweisamkeit mit seiner neuen Freundin eingetauscht, und Erich wandelt als katastrophengeprüfter Vater und Ehemann am Rande des alltäglichen Wahnsinns.
Der Versuch, die einst innige Dreierfreundschaft nach einem Jahre zurückliegenden Konflikt wieder zu kitten, gelingt nur teilweise. Denn da ist Emma, eine Figur, die im Stück gar nicht auftaucht, in der Vergangenheit jedoch eine enorme Rolle gespielt hat.
Hinter allem aber steht die Frage nach dem „richtigen“ Leben, nach Selbsterkenntnis und dem Wert der Freundschaft.
„Raffinierter Wortwitz, unwiderstehliche Situationskomik, bestechender Charme und eine beträchtliche Portion Gefühl ..." schrieb die Presse treffend über die Uraufführung des „Theater PUR“ im hessischen Bad Homburg.
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Mit den besten Grüßen aus Weinheim
Gabriele Barth
Deutscher Theaterverlag