März 2023 - Neues zum Frühlingsanfang
Wann, wenn nicht jetzt, ist die beste Zeit, noch einmal Neues auszuprobieren, fragt sich Susanne, 60+ und ziemlich allein in ihrer geräumigen Wohnung. Zusammen mit ihrer Schwester, ihrem Schulfreund und einer weiteren Freundin gründet sie eine Wohngemeinschaft, die es in sich hat. Denn die Vorstellungen von Privatsphäre, von Ordnung und Sauberkeit gehen weit auseinander. Letzteres sollte aber kein Problem sein: Ein Putzroboter, genannt „Robert“, schafft Abhilfe und macht sich alsbald unentbehrlich. Und das umso mehr, als die liebebedürftige Susanne eine interessante „Zusatzoption“ an ihm entdeckt, die sie gern für sich allein behalten würde. Doch daraus wird nichts. Eine KI ist nun mal nicht auf Monogamie programmiert. Schließlich geschieht das Unvorstellbare: Robert“ und seine eigens für ihn angeschaffte weibliche Version namens „Roberta“ übernehmen das häusliche Kommando und alle anderen müssen ausziehen. Doch die „Künstlichen Intelligenzen“ haben nicht mit der natürlichen Intelligenz und dem Einfallsreichtum der Menschen gerechnet.
„Ziemlich bestes Alter“, so der Titel des berührend menschlichen und äußerst amüsanten neuen Theaterstücks von Axel Bungert, ist nicht nur ziemlich gute Unterhaltung, es ist auch eine Komödie mit so manchen heiteren Wiedererkennungseffekten.
Ebenfalls interessant: „Robin“, Anne-M. Keßels Theaterstück über die ethischen Implikationen des Einsatzes von KI im Pflegebereich. Die Uraufführung war am Werkstatt-Theater Kiel und hatte großen Erfolg beim Publikum. Auch für Schulen empfiehlt sich das Stück als Lesestoff.
Zurück in die Arbeitswelt: „David und Bea, Jerusalem Consulting“ ist das erfolgreich uraufgeführte Erstlingswerk von Kathrin Stein und Susan Claussen.
„Jerusalem Consulting“, ein in der Gesundheitsbranche gut aufgestelltes Start Up, plant zur Abwehr feindlicher Übernahme die Fusion mit dem internationalen Marktführer. David, der charismatischer CEO des jungen Unternehmens, treibt seine Angestellten mit fragwürdigen Versprechungen zu Höchstleistungen an. Uriah, der ihm völlig ergebene Senior Contracting Manager, soll die Verträge in Asien unter Dach und Fach bringen. Dass Uriah mit seiner Lebensgefährtin Bea ein Sabbatical plante, spielt keine Rolle. Unterdessen begegnen sich die Freelancerin Bea und CEO David zufällig im Fitnessraum der Firma ...
Das Stück verhandelt nicht nur brisante Themen wie Sex am Arbeitsplatz, work-life-balance oder Frauen und Führung, es stellt auch überraschende Bezüge zur biblische Geschichte von David und Bathseba her, ein Subtext, der dem Stück zusätzliche Tiefe verleiht. Begleitet wird das Geschehen durch die (Live)Einspielung von Leonard Cohens Song „Hallelujah“.
Mit den Bedingungen und Auswirkungen unserer Arbeitswelt beschäftigen sich auch folgende Autorinnen und Autoren: Markus Czeslik:„Tsunami“ und „After work“, Marisa Leisner: „Entscheidungsfreiheit – mein Eigentor“ und „Wannabe“, Tobias Saelz: „Schreiadler“, Holger Klän: „Jetzt aber schnell“, Herbert Zanger: „Anne Klein“, Ina C. Kocher: Some change – nicht gesellschaftsfähig“.
Und hier noch zwei Neuerscheinungen für das Theater mit Jugendlichen:
Eva Lankau, Theaterpädagogin am Theater der Altmark, hat sich gefragt, wie die rote Zora heute wohl leben würde. Ihr Jugendstück „Zora“ spielt in einer Großstadt (Berlin) und handelt davon, dass Kinder und Jugendliche unterschiedlicher Milieus bzw. sozialer Klassen keinen oder nur unfreiwilligen Kontakt miteinander haben, zum Beispiel wegen eines versuchten Taschendiebstahls. Doch wer sind diese Jugendlichen, die in einem alten Container leben und Pfandflaschen sammeln? Die Gymnasiastinnen Constanze, Claire, und Viktoria jedenfalls wollen sich diese Fragen am liebsten gar nicht stellen.
Vom Aufeinanderprallen zweier weit auseinanderliegenden Welten, erzählt dieses Stück, aber auch von Individualität, persönlichem Mut und davon, wie Vorurteile überwunden werden.
Auch „Titanic updated“ von Stefan Menck handelt von Klassenunterschieden, die in dieser Stückfassung mehr noch im Mittelpunkt stehen als die berühmte Liebestragödie. „Titanic updated“ zeigt, wie die Leute am Oberdeck reden, sich kleiden und sich benehmen. Die Sprache und die Konversationen der „upper class“ werden untersucht, ebenso die Verhältnisse im Unterdeck und die Reaktionen der behüteten Mädchen auf den Lärm, den Dreck und die unvorstellbare Enge, die sie sich genauso wenig vorstellen konnten, wie die Umstände, unter denen Jack seine Reise angetreten hat .
Eine echte Überraschung ist der Schluss. Mehr soll hier aber nicht verraten werden.
- Alle Stücke können Sie auf unserer Website unter www.dtver.de direkt zur Hälfte anlesen und auch ausdrucken.
- Wir freuen uns über Ihr Interesse und auf Ihre Rückmeldungen an theater@dtver.de.
Wir wünschen Ihnen sonnige Frühlingstage, frohe Ostern und senden herzliche Grüße
Ihr
Deutscher Theaterverlag
Gabriele Barth