Juni 2025 - Räume öffnen - Unsere Neuerscheinung zum Thema „Migration“ und weitere aktuelle Theaterstücke
Sehr geehrte Damen und Herren,
„Migration“: Was für die einen ein Reizwort ist und für die anderen ein Grund, sich zu engagieren, scheint für die Regierenden in Europa als „Flüchtlingskrise“ inzwischen nur noch der Anlass zu immer schärferen nationalen Regelungen zu sein.
Was es bedeutet, sein Land zu verlassen und sich in der Fremde zurechtfinden zu müssen, kann vielleicht nur ermessen, wer dieses Schicksal teilt. Eine andere Frage ist, was die Gesellschaft eines in Frieden und immer noch im Wohlstand lebenden Landes zu gewärtigen hat, wenn Menschen extreme, traumatische Erfahrungen mitbringen, die man sich hierzulande gar nicht vorstellen kann.
Das Theater, als Medium des Austauschs, kann den Blick öffnen und Begegnungen ermöglichen.
Dazu bietet Ismene Schells Theaterstück „GIVE ME FIVE“, basierend auf Einzelgesprächen und Interviews, eine gute Gelegenheit.
Sie selbst schreibt: GIVE ME FIVE ist ein Event. GIVE ME FIVE macht Ihr Publikum in zweifacher Hinsicht zu Gästen: als Theaterpublikum und Lokalbesucher*innen. Wählen Sie eine ungewöhnliche Location. Servieren Sie vor und nach der Vorstellung Getränke und Speisen. Bringen Sie Ihre Besucher*innen schon bei der Begrüßung mit Partymusik in Stimmung. Laden Sie Ihre Gäste danach zu einem gemeinsamen Essen ein, bei der Sie, Ihre Schauspieler und weitere Expert*innen mit dem Publikum ins Gespräch kommen.
„GIVE ME FIVE“ konzentriert sich auf die Lebenswelten junger Männer. Jasim, Armin, Rezan und Abdul, alle in den 20ern, kommen aus den verschiedensten Ländern dieser Welt, wollen aber in Deutschland bleiben. Ihre Erfahrungen sind der Hintergrund der teils lustigen, manchmal drastischen und immer sehr offenen Unterhaltungen, und sie sind ein Teil unserer gegenwärtigen Realität. Lassen Sie sich integrieren!
Auch die folgenden Stücke sind besetzungstechnisch herausfordernd, eignen sich aber auch als Lese- und Diskussionsstoffe für Schulen, falls sie nicht passend besetzt werden können:
GERADE ERST NEU ERSCHIENEN: „TÄUSCHUNG“ von Achim Koch.
Der Autor arbeitete in der Bildung, im Theater und in der Entwicklungshilfe, auf dem Balkan und zuletzt im Kongo, in Kamerun und im Tschad. Vor allem ist er aber Schriftsteller und bildender Künstler. Sein Theaterstück „TÄUSCHUNG“ ist eine Auseinandersetzung mit Verbrechen, Traumata und Fluchtgründen am Beispiel des jungen Syrers Anas, der als gut integrierter und beliebter Deutschlehrer in einem ehrenamtlich organisierten Integrationszentrum arbeitet. Doch immer mehr Schüler bleiben seinen Kursen fern. Das Gerücht geht um, Anas sei ein ehemaliger Scherge Assads. Und es scheint sich zu bestätigen. Was sagt Anas selbst dazu und - Frage aller Fragen -: Wo liegt die Wahrheit? Die Identität aller Beteiligten steht auf dem Spiel.
„VERLOREN“ ist ein Theaterstück, das in mehreren Stationen das Flüchtlingsschicksal von drei jungen Frauen erzählt, die aufgrund der politischen Verhältnisse in ihrem jeweiligen Land ihre Heimat verlassen mussten: Helga ist 1945 vor den russischen Truppen geflohen. Als Jessys Mutter 1975 in der DDR verhaftet werden soll, entschließt sie sich, ihr Land zu verlassen. Die junge Tal schließlich flieht aus einer kleinen syrischen Stadt vor dem Krieg.
Das Stück wurde verfasst von Christian Reick in Zusammenarbeit mit Greta Hamidi, Johanne Pfeiffer und Maike Rölver.
"Langsam stiegen wir aus. Nicht nur aus dem Auto, sondern auch aus unserem alten Leben, und machten uns auf den Weg." (Tal, eine der 3 Protagonistinnen)
Gilles Boulain ist ein französischer Autor, geboren 1950 in Deauville. Das zunächst in Frankreich erschienene Theaterstück „LAMPEDUSA“ spielt kurz nach dem Beginn des „arabische Frühlings“. Es beleuchtet in einem weiten erzählerischen Bogen, getragen vom mythologischen Kosmos des alten Ägypten, das „Exil“ - , seine Bedeutung für Isis, eine jungen Ägypterin, die ihrem französischen Mann in sein Heimatland gefolgt ist, für ihren Bruder Ouner, der als Geflüchteter in einem Lager strandet und für die Mutter der beiden, die sich in der Heimat nach ihren Kindern verzehrt.
In Karin Strauß und Ismail Jafars Theaterstück “NACHT“ werden Fragen der Identität und Zustände starker persönlicher Verunsicherung als Schatten der beiden jungen Protagonisten, einer Deutschen und eines Jesiden, und durch die aus dem Off eingespielten Chorstimmen hörbar.
SIE und ER begegnen sich zufällig an einer Bushaltestelle. Doch der letzte Bus ist schon weg. Ungewöhnlich wird es, als ER, obwohl sehr misstrauisch, SIE zu sich nach Hause einlädt, und SIE, obwohl sie Angst hat, mitkommt. Was werden die beiden voneinander erfahren?
„Toleranz“ schreibt Karin Strauß, ist eine schwierige Haltung, die möglicherweise nicht ausreicht, wenn man nicht genug Neugier für den Anderen aufbringt. Toleranz ist etwas, das wir nicht nur gegenüber dem aufbringen sollten, das uns (noch) fremd ist, sondern auch gegenüber Menschen, die dieselbe Muttersprache sprechen, aber dennoch ganz anders sind als wir, man denke etwa an Subkulturen oder unterschiedliche soziale Schichten.“
Das ist ein passendes Schlusswort für diesen Newsletter, doch der Hinweis auf unsere Anthologie „HEIMAT SUCHEN – GESCHICHTEN UND SZENEN VON FLUCHT UND HEIMWEH“ soll nicht fehlen. Der Sammelband, herausgegeben von Gerd Müller-Droste und Henning Fangauf, versammelt Beiträge von Menschen mit oder ohne Migrationsgeschichte und enthält Szenen, Prosatexte und Gedichte.
Das darin enthaltene (Lese)stück „300 SEKUNDEN“ von Mohsen Taromi bieten wir auch als Einzelveröffentlichung an.
Wie alle unsere Theaterstücke können Sie es auf www.dtver. de aufrufen und zu 50% des Inhalts direkt anlesen, indem Sie ganz einfach den Titel in das entsprechende Suchfeld eingeben. .
- Komplette Ansichtsexemplare, als PDF oder auf Papier, senden wir Ihnen wie immer jederzeit gerne auf Bestellung, entweder als Email an theater@dtver.de oder direkt auf unserer Homepage www.dtver.de
Wir wünschen Ihnen einen schönen Sommeranfang!
Mit den besten Grüßen aus Weinheim
Ihr
Deutscher Theaterverlag
Gabriele Barth